Heinrich Findelkind

Wer war Heinrich Findelkind?
Nach Ihm wurde in Kempten sogar eine Straße benannt. Er zählt also zu den berühmten Kemptnern wie Claude Dornier, Reinhard Furrer, Carl von Linde oder Michl Lang, um nur einige zu nennen.
Aber wer war Heinrich Findelkind? Seine Geschichte ist schon etwas älter, aber deshalb nicht weniger beeindruckend.
Der Meier zu Kempten, ein Verwalter des damaligen Abtes mit Namen "Otze" (sorry, er hieß eben so) zog 1356 mit seinem Troß über den Arlberg. Es war wohl ein sehr strenger Winter und auf ihrem Weg stießen sie auf eine Gruppen von Reisenden, die im Schneetreiben erfroren waren. Einzig ein Kind, in den Armen eines Verstorbenen hatte überlebt. Der Meier nahm sich dem Wickelkind an und gab ihm den Namen Heinrich das Findelkind.
Er nahm Heinrich mit nach Kempten und zog den Jungen trotz seiner eigenen neun Kinder mit auf. Zehn Jahre später kam der Meyer, wegen einer übernommen Bürgschaft eines Freundes in finanzielle Nöte und Heinrich Findelkind musste das Haus seiner Zieheltern verlassen.
Auf der Suche nach Obdach schloß er sich zwei Priester an, die auf dem Weg nach Rom waren. Abermals führte ihn sein Weg über den Arlberg.
Bei Einbruch der Nacht suchten sie auf ihrem Weg eine Übernachtungsmöglichkeit und auf Burg Arlen wurden sie vom Burgherrn Jakob Überrhein freundlich aufgenommen. Der Burgherr bot unserem Heinrich eine Stelle als Schweinehirte an, die er gerne annahm.
Immer wieder im Frühjahr, sobald der Schnee geschmolzen war, musste er mitansehen wie die Leichen der Pilger, die auf dem Weg über den Arlberg verstorbenen waren, nach St. Jakob zur Beerdigung gebracht wurden.
Dies ergriff ihn so sehr, dass er am Ostersonntag 1385 vor versammelter Kirchengemeinde seinen ganzen Verdienst aus 10 Jahre Arbeit spenden wollte um den Pilgern zu helfen. Leider wurde er nur ausgelacht.
Jetzt kam ihm jetzt sein Dienstherr der Herzog Jakob Überrhein zur Hilfe und bot ihm Unterstützung und ein Grundstück zum Bau eines Hospiz auf dem Arlberg an.
Heinrich Findelkind hat so mit seinem Engagement und seinem starkem Bedürfnis anderen zu helfen, hunderten Menschen das Leben gerettet.
Das Hospiz steht heute noch am Arlberg und kann auf eine 650 jährige Geschichte zurückblicken.
"Eine wahrhaft schöne Geschichte eines berühmten Kemptner, den vermutlich keiner von uns kannte.
Heinrich das Findelkind...

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Der große Kauf

Sicher habt Ihr schon mal von dem Begriff "Doppelstadt Kempten gehört", ein Umstand der vermutlich einzigartig ist, in Deutschland.

 

Das heutige Kempten, so wie Ihr es kennt, gibt es eigentlich erst seit 1802. Mit der Säkularisation und Mediatisierung fielen die Besitztümer der Klöster und die der freien Reichsstädte (z.B. auch Memmingen und Isny) an das Kurfürstentum Bayern.

 

Davor gab es sozusagen zwei Städte mit dem gleichen Namen, nämlich die freie Reichsstadt Kempten, die nur dem deutschen Kaiser unterstellt war und die Stiftstadt Kempten, die von unseren Fürstäbten regiert wurde. Zu diesem Umstand kam es durch ein Privileg von König Rudolfs von Habsburg, der im Jahre 1289, die Reichsstadt aus dem Hoheitsgebiet des Kemptner Fürstabtes herauslöste. Das gesamte Gebiet innerhalb unserer alten Stadtmauer wurde unabhängig. Die Sache hatte nur einen Haken, der Fürstabt war nach wie vor größter Grundbesitzer innerhalb der Reichsstadt und somit waren die Reichsstädter nach wie vor zu Abgaben und Frondiensten gegenüber dem Stift verpflichtet.

 

Über 1000 Jahre waren diese zwei Kempten bitterlichst verfeindet.

 

Richtig unabhängig wurde die Reichsstadt erst im Mai 1525. Unser Fürstabt Sebastian von Breitenstein flüchtete in Folge der Bauernkriege auf die Burg Liebenthann bei Ronsberg und später ausgerechnet in die verfeindete Reichsstadt. Der damalige Bürgermeister Gordian Seuter nutzte die Notlage des Fürsten und kaufte diesem alle noch bestehenden Rechte und Besitztümer an der Reichsstadt ab. Das ganze hatte damals 30.000 Gulden gekostet.

 

In den Geschichtsbüchern ist dann immer vom „Großen Kauf“ die Rede.

 

Jetzt wisst Ihr auch was sich dahinter verbirgt.

 


Keck-Kapelle St. Stefan

 

Unsere uns allen bekannte Keck-Kapelle ist das älteste Kirchenhaus Kemptens. Eigentlich heißt sie ja richtig Leprosenkapelle St. Stephan. Schon im 12. Jahrhundert gab es an dieser Stelle eine kleine romanische Steinkapelle. Vom 14. bis zum 18. Jahrhundert, als Kapelle für die „armen Feldsiechen“ sprich Aussätzigen, die in zwei Siechenhäusern ganz in der Nähe der Kapelle untergebracht wurden. Sie war auch Teil der Stadtbefestigung und hatte ein Stadttor, das „Siechentor“

 

Erstmals urkundlich erwähnt wurde sie 1321 als „Siechenhaus zu den hohen Stegen“. Der damalige Weg aus der Stadt lag wesentlich tiefer als die heutige Kaufbeurer und somit musste man über einen Steg von der Kapelle zum weiter östlich gelegenen Siechenhaus gehen.

 

Die Kemptener Leprakolonie bestand aus der Kapelle, dem gegenüberliegenden Siechenhaus und dem 1451 gebauten Pfarrhaus, an dessen Stelle später die Gastwirtschaft „Zum Keck“ gebaut wurde. Das zweite Siechenhaus befand sich weiter im Norden und wurde später der Bauernhof der Familie Ulrich. Das Gebäude wurde 1945 bei einem Bombentreffer völlig zerstört.

 

Siechenhaus, Kapelle und Pfarrhaus wurden 1769 von einen Herrn Keck erworben, der das Pfarrhaus abbrechen lies und an deren Stelle die Gastwirtschaft „zum Keck“ errichtete. Daher stammt auch ihr heutiger Name. Von 1769 – 1871 wurde das Kirchlein als Heinzenstadel missbraucht und war wohl in einem jämmerlichen Zustand.

 

Glücklicherweise kaufte 1898 der Konsul von Bologna Herr Leonhard Kluftinger (1843 - 1930) für 2500,- Mark und lies es instandsetzen. Ein Gedenkstein im Innenhof der Kapelle erinnert heute noch an Ihn.

 

Der Kapellenhof diente natürlich auch als Friedhof für verstorbene Aussätzige und später als letzte Ruhestätte für Landstreicher, Duellanten, Selbstmörder und fremde Soldaten. Die aufgestellten eisernen Grabkreuze im Innenhof stammen aus dem ganzen Allgäu.

 

Die Keck-Kapelle, mittlerweile wunderschön renoviert und ist heute im Besitz einer privaten Stiftung und somit nicht öffentlich. Es finden aber regelmäßig Gottesdienste statt, die einem den Besuch ermöglichen.

 

Unvorstellbar, dass die Stadt darüber diskutierte im Zuge des Ausbaues der Kaufbeurerstraße, die Kapelle abreißen zu lassen. Gott sei Dank kam es nicht soweit.

 

 


Die Laternenhochzeit

Die Laternenhochzeit


Der Müßiggang und das Zunfthaus der Straußengesellschaft